Die Free-Agency ist weitestgehend vorbei und somit richten sich die Augen von Fans, Verantwortlichen, Spielern und Teams auf das nächste große Ereignis im NFL-Kalender, den NFL-Draft. Dieser findet vom 27. bis zum 29. April in Kansas City statt und hier werden, wie jedes Jahr, über 250 College-Spieler ein neues Zuhause bei den 32 NFL-Teams finden.
Aber Achtung: Für uns deutsche Fans findet der Draft so gesehen vom 28. bis zum 30. April statt, denn die erste Draftrunde beginnt erst um 2 Uhr nachts. Kurze Zeit später wird dann Roger Goodell (wie hoffentlich immer) unter lauten Buh-Rufen das Podium betreten und den ersten Pick der Carolina Panthers verkünden.
Aber kommen wir doch einmal zu unseren Patriots. Die werden erst später, nämlich an Nummer 14 in der ersten Runde ihren ersten Pick tätigen, sofern Bill nicht wieder einmal downtradet. Die gesamten Draftpicks der Patriots habe ich euch hier einmal übersichtlich aufgelistet:
Round 1 |
Pick 14 |
Round 2 |
Pick 46 |
Round 3 |
Pick 76 (von den Panthers per Trade) |
Round 4 |
Pick 107 (von den Rams per Trade) |
Round 6 |
Pick 184 (von den Raiders per Trade) |
Round 7 | Pick 245 (von den Bills via Atlanta per Trade) |
Insgesamt 11 Picks stehen den Patriots damit in diesem Draft zur Verfügung. Eine Menge Munition, um den Kader hoffentlich gewinnbringend zu verstärken. Erwartet allerdings nicht, dass die Picks auch eins zu eins so fallen werden. Wie schon eingangs erwähnt: Die Patriots LIEBEN Draft-Day-Trades über alles!
Am meisten wird, wie eigentlich jedes Jahr, über den Erstrundenpick der Pats diskutiert. Da hat man theoretisch die höchste Chance einen hochtalentierten Spieler einzusammeln und so die Zukunft des Kaders zu sichern. Aber wer könnte das sein? Werfen wir dafür einmal einen Blick auf die größten Needs, die der Kader der Patriots aufweist. Nach meiner Auffassung sind das aktuell: Offensive Tackle, Wide Receiver, Cornerback und Safety. Schauen wir uns also einmal kurz an warum ich das so sehe und welche Spieler ich auf diesen Positionen für realistische Picks halte.
Die Prospect Rankings beziehe ich an dieser Stelle übrigens aus einem Draft-Guide, den einige mir bekannte Jungs aus Amerika in mühevoller Arbeit erstellt haben. Ich durfte an einigen Film-Sessions teilnehmen und möchte an dieser Stelle mal ein großes Lob für die Arbeit aussprechen. Zu diesem Draft-Guide geht es hier und auf diesem basieren auch meine Takes über diese Draftklasse. Aber schauen wir mal rein:
Offensive Tackle: Die Offensive Tackle Position war in der letzten Saison alles andere als eine Stärke der Patriots, obwohl sie sonst meistens mindestens solide aussah. Sowohl Wynn als auch Brown sahen über weite Strecken unglücklich aus und dementsprechend befindet sich Isaiah Wynn stand jetzt nicht mehr auf unserem Roster. In der Free-Agency wurde zwar Tackle Riley Reiff gesigned, der ist allerdings schon 34 Jahre alt und eher eine kurzfristige Lösung.
Im Draft findet sich am oberen Ende des Leistungsspektrums allerdings eine reichhaltige Klasse an Offensive Tackles. Viel Tiefe sucht man zwar vergeblich, aber wir dürften einige OTs sehen, die bis zur Mitte der zweiten Runde vom Board gehen. Sollten sich die Patriots in Runde 1 dafür entscheiden einen Tackle zu nehmen, so dürfte man vermutlich mit jemandem wie Broderick Jones, Paris Johnson Jr. oder Darnell Wright aus dem Draft gehen. Peter Skoronski ist vermutlich an Pick 14 nicht mehr zu haben und dürfte früher genommen werden. Denkbar wäre auch ein Downtrade und ein Pick von Matthew Bergeron, der in seinem Spiel sogar ähnliches zeigt wie Riley Reiff. Weitere Spieler, die in Runde 2 noch zu den Patriots gehen könnten wären beispielsweise Dawand Jones oder Blake Freeland.
Wide Receiver: Bei der Wide Receiver Klasse sieht das Bild schon wieder anders aus. Diese ist in der Spitze definitiv schwächer als die Klassen der letzten Jahre, dafür ist sie allerdings tief und selbst in den späteren Runden gibt es den ein oder anderen Receiver, mit dem man arbeiten kann.
Viele hypen Jaxon Smith-Njigba von Ohio State als den besten Receiver der Klasse, ich persönlich finde allerdings Zay Flowers von Boston College hat diesen Titel verdient. Er ist ein kleinerer, aber unfassbar wendiger und schneller Slot-Receiver mit gutem Route-Running und YAC-Fähigkeiten. Die ersten Receiver dürften etwa um den ersten Pick der Patriots vom Board gehen, die Chancen einen der Top-Receiver draften zu können, stehen also nicht schlecht.
Mein Crush aus dieser Klasse ist Jonathan Mingo von Ole Miss. Er ist ein großer physischer Receiver, kann aber mit seinem unfassbar schnellen Release Cornerbacks schnell stehen lassen. Er verfügt zudem über beeindruckende Körperkontrolle und gutes Route-Running, seine Player-Comparison in der NFL wäre wohl am ehesten AJ Brown - und über so einen Typ Receiver würde ich mich persönlich sehr freuen.
Cornerback: Die diesjährige Cornerback-Klasse lässt kaum Wünsche offen. Die Positionsgruppe ist sowohl in der Spitze, als auch in der Breite brutal stark besetzt. Alleine die Top 4-Corner dieser Klasse, namentlich Illinois' Devon Witherspoon, Marylands Deonte Banks, Penn States Joey Porter Jr. und Oregons Christian Gonzalez wären jeder an und für sich schon eine Bereicherung für die Secondary der Patriots. Besonders Witherspoon und Banks sind starke Man-Corner, die gut in das defensive Mindset der Patriots passen dürften.
Der Run auf die Top-Cornerbacks dürfte allerdings recht früh in der ersten Runde losgehen. Ob einer der Top-Corner zu den Patriots fällt, wird davon abhängen, ob andere Teams, die vorher picken, Edges oder Tackles höher bewerten. Ich sehe es aber durchaus als realistisch an, dass die Patriots auch eine Chance haben sollten, sich am oberen Ende dieser aufregenden Klasse bedienen zu können.
Eine Day-2 Option wären Leute wie Eli Ricks von Alabama oder Darius Rush von South Carolina. Beide sind ebenfalls gute Man-Cornerbacks, die die aktuellen Lücken in unserer Secondary ausfüllen könnten. Bei der Tiefe der Klasse wäre es aber auch nicht verwunderlich, wenn es auch in den späteren Runden noch reichlich gute Spieler auf dieser Position geben sollte.
Safeties: Zuletzt kommen wir zur diesjährigen Safety-Klasse. Nach dem Retirement von DMac besteht aktuell vor allem auf der Free Safety Position ein dringender Need für die Patriots. Zwar ist die Safety-Gruppe mit Philipps, Dugger und Peppers noch gut besetzt, ein richtiger Deep Safety fehlt allerdings.
Problematisch: Diese Klasse ist sowohl in Spitze und Breite nichts Besonderes. Der Draft-Guide meiner Amerikanischen Experten hat keinen Safety mit einem First-Round Grade. Ich denke in diesem Draft gibt es noch nicht die richtige Gelegenheit das Loch, das Devin McCourty hinterlassen hat, adäquat anzugehen. Ich rechne hier maximal mit einem Late-Round Pick oder einem UDFA-Signing. Allerdings sollten wir auch da nicht erwarten, dass dieser jemand auch nur ansatzweise sofort in der Lage ist, DMac’s Rolle zu übernehmen. Aber wir werden sehen, Überraschungen gibt es schließlich immer wieder.
Andere Positionsgruppen: Zwei weitere Positionsgruppen, die in diesem Draft talentiert und gut besetzt sind, sind die Edge-Rusher und Tight Ends. Zwar sind diese nur bedingt von großem Interesse, hier sollten aber selbst in späteren Runden noch einige Spieler mit guter Upside zur Verfügung stehen, die bei den Patriots in der Zukunft eine Rolle spielen könnten.
An dieser Stelle sei euch da aber auch nochmal der von mir erwähnte Draft-Guide ans Herz gelegt. Über 300 Prospects sind dort analysiert worden und ihr könnt euch dort zu vielen, vielen Spielern belesen, um nochmal ein besseres Bild über die diesjährige Klasse gewinnen zu können.
Bleibt mir an dieser Stelle nur noch, euch ein geiles Draft-Wochenende zu wünschen und unseren Patriots-Executives ein glückliches Händchen mit den Picks!
Einleitungsbild "KC Union Station" - Foto: John LeCoque, public domain