In der kommenden Saison stehen bei den Patriots Veränderungen an - und einer der wichtigsten Schritte dafür ist der NFL-Draft, der dieses Jahr in Detroit stattfindet. Nachdem Tom Brady nach der Saison 2019 das Team verließ, hat man sich nun auch vom anderen Eckstein der "Dynasty" in den 2000er Jahren getrennt. Bill Belichick nahm seinen Hut und nun wird das erste Mal seit 23 Jahren mit Jerod Mayo erstmals ein anderer Head Coach auf der Bank Platz nehmen.
Auch in der Mannschaft steht ein Umbruch an, doch nach dem schlechten Abschneiden in der Saison 2023 können die Patriots so früh ihre Spieler auswählen, wie schon lange nicht mehr. Es stehen insgesamt die folgenden Picks zur Verfügung:
Runde | Pick | Insgesamt | |
1 | 3 | 3 | |
2 | 2 | 34 | |
3 | 4 | 68 | |
4 | 3 | 103 | |
5 | 2 | 137 | |
6 | 4 | 180 | |
6 | 17 | 193 | von den Jaguars |
7 | 11 | 231 | von den Bears |
Nachdem in der Free Agency hauptsächlich bestehende Verträge verlängert und auf einigen Positionen, wie zum Beispiel mit Wide Receiver KJ Osborn oder Tight End Austin Hooper, mehr Kadertiefe geschaffen wurde, bleiben noch einige Baustellen, die man im Draft schließen sollte.
Quarterback
Die wichtigste Position im American Football ist zugleich auch die größte Lücke im Kader der Patriots - klar hat man mit Rückkehrer Jacoby Brissett einen soliden und erfahrenen Starter, allerdings ist allen Beteiligten. Klar, dass er nicht die Dauerlösung für die Zukunft ist. Er soll seinem Nachfolger den Weg bereiten, nachdem man Mac Jones für einen Sechstrundenpick (193) nach Jacksonville schickte.
Bailey Zappe, der im vergangenen Jahr immer wieder Gelegenheiten bekam, sich zu zeigen, konnte nicht vollends überzeugen, sodass man diese Planstelle mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Draft füllen wird. Dabei sollte man es sich nicht komplizierter machen, als es ist - die einfache und logische Lösung ist es, dieses Problem mit dem dritten Spieler im Draft anzugehen. Man wird hier wohl keine freie Auswahl mehr haben, weil erwartet wird, dass sowohl Chicago an erster als auch Washington an zweiter Stelle ebenso Quarterbacks holen werden.
Es ist also denkbar, dass der Wunschspieler nicht mehr verfügbar ist und zunächst eine andere Position – zum Beispiel auf Wide Receiver - adressiert wird und man sich zum Beispiel nochmal einen Pick am Ende der ersten Runde ergattert. Den Quarterback für die Zukunft zu finden ist die wichtigste und sicherlich auch eine der schwierigsten Aufgaben des neuen Trainerteams.
Offensive Tackle
Den Vertrag von Mike Onwenu als Right Tackle zu verlängern war ein guter erster Schritt, um die Offensive Line aufzubauen. Jetzt ist es an der Zeit, einen weiteren wichtigen Schritt zu gehen und eine langfristige Lösung als linken Tackle zu finden.
Zwar war die Position nicht immer ein so großes Problem wie in der Saison 2023, aber seit Nate Solder die Patriots nach der Saison 2017 verlassen hat, fühlt es sich so an, als würde diese Position von Jahr zu Jahr neu besetzt. Nach dem Wechsel zwischen Trent Brown und Isaiah Wynn war der Schutz der Blindside eine regelrechte Drehtür- Wird in diesem Draft dieses Problem langfristig gelöst?
Von Seiten der Patriots wurde angedeutet, dass geplant sei, den als Free Agent verpflichteten Chuks Okorafor auf dieser Position einzusetzen. Okorafor hat jedoch in sechs NFL-Saisons nur als Right Tackle gespielt und ein Seitenwechsel auf der Tackle-Position kann schwierig sein. Auch wenn diese Lösung durchaus brauchbar ist, bietet es sich an hier jemanden zu holen
Diese Tackle-Klasse ist in der Spitze stark, aber nicht sonderlich tief. Wenn die Patriots einen linken Tackle der Zukunft finden wollen, ist es wohl notwendig, dies innerhalb der ersten beiden Runden zu tun.
Wide Receiver
Nachdem schon in der letztenvorherigen Saison DeAndre Hopkins nach langen Überlegungen zu den Titans ging, zog dieses Jahr Calvin Ridley auch lieber nach Tennessee. Dabei wünschte sich sicherlich der eine oder andere, dass die Patriots einen der beiden Spieler unter Vertrag nehmen. Die Gruppe der Wide Receiver in Foxborough ist zwar mit Kendrick Bourne, KJ Osborn, DeMario Douglas und JuJu Smith-Schuster recht tief, allerdings fehlt eine klare erste Anspielstation für den neuen Spielmacher.
Dieser würde den gegnerischen Defenses die Coverage aufzwingen und könnte so Freiräume für die Kollegen schaffen. Hier sollte man im Draft einen der ersten neuen Spieler auswählen, sofern nicht in der Zwischenzeit noch ein Free Agent geholt wird. Wenn es keine Trades in der ersten Runde gibt, sollte man an 34. Stelle den besten verfügbaren Offensive Tackle oder Wide Receiver wählen.
Die Klasse bei den Receivern ist in diesem Jahr recht tief, sodass es auch "kleinere" Lösungen am zweiten Tag gibt. Es ist aber unwahrscheinlich, dass sich daraus eine Dauerlösung ergibt und in der Folge ein weiterer guter, aber nicht herausragender Passempfänger Teil der Mannschaft wird.
Weitere Baustellen
Die ersten drei genannten Positionen sind mit Abstand die größten Baustellen des Kaders, wo jemand gebraucht wird, der am besten sofort starten und abliefern kann. Dahinter gibt es aber natürlich noch einige Stellen, an denen man den Kader entwickeln und punktuell verstärken kann. Vier Bereiche wollen wir hier kurz skizzieren:
Nachdem Devin McCourty nach der letzten Saison seine Karriere beendete, schaffte man es, ohne einen richtigen Free Safety im Kader die Saison zu spielen. Dies gelang, indem Kyle Dugger und Jabrill Peppers vermehrt tiefe Deckungsarbeit verrichteten und dabei brillierten. Um das Maximum aus ihrem Potential zu holen, könnte es nützlich sein einen “gelernten” Free Safety dahinter zu haben, selbst wenn der zunächst nur in bestimmten Situationen und in den Special Teams aufs Feld kommt. Davon gibt es in diesem Jahr in der Mitte des Draft Boards einige Kandidaten.
Außerdem laufen die Verträge von Josh Uche, Matthew Judon und Jahlani Tavai aus. Besonders da Judon aus einer schweren Verletzung und Uche aus einer enttäuschenden letzten Saison kommen, bietet es sich an bei Edge-Rushern die Augen aufzuhalten.
Es könnte auch hinter den erfahrenen Tight Ends Hunter Henry und Austin Hooper ein Nachfolger aufgebaut werden, wenn sich eine Gelegenheit ergibt.
Die neuen Kickoff-Regeln verändern die Anforderungen an die Special Teams- so sinkt die Bedeutung von reiner Geschwindigkeit und es wird wichtiger gut zu blocken, beziehungsweise Blocks auszuweichen und sichere Tackles im offenen Feld zu setzen. Die Teams werden in diesem Draft sicher nicht ihre gesamten Special Teams umkrempeln, allerdings haben gerade in den späten Runden Spieler mit diesen Eigenschaften Vorteile gegenüber ihrer Konkurrenz und gute Special Teams haben in New England auch in Jahr eins nach Matthew Slater Tradition.
Wo wir schon dabei sind: Es braucht auch einen Kicker, der Chad Ryland im Trainingscamp anstachelt, hier bietet es sich allerdings an, einen erfahrenen Veteranen zu holen.
Und wie wir wissen, findet sich sicher wie immer auch der ein oder andere talentierte Corner- oder Runningback auf dem Radar der Patriots. Lassen wir uns überraschen, wenn der Draft in der Nacht von Donnerstag auf Freitag und am folgenden Wochenende in Detroit stattfindet.
Aufmacherbild: Stadtansicht von Detroit, wo der NFL Draft 2024 stattfindet. Quelle: Eigene Aufnahme. ©GoPatsCrew 2024