Gilette Stadium in Foxborough
Gilette Stadium in Foxborough - Foto: Mike Reiss, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Das war die Patriots-Saison 2022

Im ersten Blog-Artikel dieser Off-Season schauen wir zurück auf die vergangene Saison und fassen die Spiele und Storylines des Jahres zusammen. Am Ende standen wir mit einem negativen 8-9 Record und als drittes Team der AFC East da, hatten allerdings auch bis ins letzte Spiel Chancen, die Playoffs noch zu erreichen. Es war eine Saison mit für uns ungewöhnlich viel Schatten, allerdings auch mit einigen Lichtblicken.

Schauen wir uns zunächst die Personalbewegungen an - eine der wichtigsten Veränderungen war der Abgang von Offensive Coordinator Josh McDaniels als Head Coach zu den Las Vegas Raiders. Er wurde durch die Rückkehrer Matt Patricia und Joe Judge ersetzt, formal blieb der Posten des OC jedoch unbesetzt,vermutlich weil so die früheren Teams - Lions und Giants - weiterhin einen Großteil ihrer Gehälter übernehmen mussten. Aus dem Kader verließen uns James White, Dont’a Hightower und Jamie Collins ins (mutmaßliche) Karriereende, Chase Winovich, Gunner Olszewski (beide Pittsburgh), Shaq Mason (Tampa Bay), JC Jackson (Chargers) und N’Keal Harry (Chicago) wurden getradet. Besonders für deutsche Fans kam es überraschend, dass Fullback Jakob Johnson dem Ruf seines ehemaligen Offensive Coordinators nach Las Vegas folgte, außerdem wurde Kyle van Noy entlassen und kam in Miami unter. 

Als Free Agents verstärkten uns unter anderem Ty Montgomery, der fast die komplette Saison verletzt ausfiel und SB 49-Legende Malcolm Butler, der sich leider auch schwer verletzte und das Team umgehend wieder verließ. Größeren Einfluss hatten hingegen Linebacker Mack Wilson, Cornerback Terrance Mitchell, Wide Receiver DeVante Parker und Safety Jabrill Peppers. 

Im Draft holten wir in der ersten Runde zur Verwunderung vieler Cole Strange aus Chattanooga, der  direkt Starter als Guard geworden ist und dort solide spielt. Receiver Tyquan Thornton aus der zweiten Runde ist dabei, seinen Platz im Team zu finden. Die Cornerbacks Marcus Jones und Jack Jones aus den Runden 3 und 4 haben sich überraschend schnell eingewöhnt, insbesondere Marcus hatte Einfluss auf allen drei Seiten des Spiels und Jack ist ein Starter, um den wir uns keine Sorgen machen müssen. Ein weiterer Rookie, der in dieser Saison von sich Reden machte, war Quarterback Bailey Zappe.

Da wir nun also das Personal der Saison 2022 abgeklärt haben, wird es Zeit, dass endlich auch Pässe geworfen und Blocks gesetzt werden. Die Preseason war durchwachsen mit einer knappen 21-23 Niederlage gegen die Giants, einem 20-10 Sieg gegen die Panthers und einer 6-23 Niederlage gegen die Raiders.

In der ersten Woche der regulären Saison gab es eine 7-20 Niederlage gegen die Dolphins - das vierte Mal in Folge gegen den Divisionsrivalen, bei der Ty Montgomery seinen einzigen Touchdown der Saison und den einzigen offensiven TD in der Partie fing. Am Ende des Spiels verletzte sich jedoch noch Mac Jones am Rücken, konnte allerdings in der nächsten Woche in Pittsburgh wieder spielen. Gegen die Steelers begann New England dominant, konnte nach einem defensiven Three and Out einen langen Drive von 6:45 Minuten Länge hinlegen, an dessen Ende jedoch lediglich ein Field Goal stand. Danach warfen beide Teams jeweils eine Interception und zu Beginn des letzten Viertels kamen die Steelers noch auf 17-14 heran, anschließend verhinderten jedoch beide Defensiven weitere Punkte.

In der dritten Woche kam es nun endlich zum Heimdebüt im Gillette-Stadium gegen die Ravens. In der ersten Halbzeit waren sich die Teams ebenbürtig und man ging mit 14-13 in die Pause. Nach einem fulminanten dritten Quarter, in dem Baltimore 17 Punkte erzielte, war das Spiel jedoch zu ihren Gunsten gekippt. Die versuchte Aufholjagd wurde jäh unterbrochen, als sich Mac Jones mit noch zwei Minuten auf der Uhr am Bein verletzte und dabei seine dritte Interception des Spiels warf. Der folgende Ausfall unseres Quarterbacks sollte den weiteren Verlauf der Saison prägen. So stand am Ende die erste Heimniederlage in der Regular Season gegen die Ravens in der Franchisegeschichte.

Im Lambeau-Field musste also Brian Hoyer die Bälle für uns verteilen, allerdings verließ er bereits nach dem zweiten Drive mit einer Gehirnerschütterung das Feld. Rookie Bailey Zappe übernahm mit einer 3-0 Führung und spielte ein fehlerarmes Spiel mit 10 von 15 angekommenen Pässen, einem TD und 99 Yards. Mit Jack Jones machte auch ein anderer Rookie von sich reden, als der Cornerback einen Pass von Aaron Rodgers abfing und in die Endzone zurück trug. Das enge Match ging mit 24:24 in die Overtime, die die Packers mit einem Field-Goal für sich entscheiden konnten.

Dieses Level konnte Zappe auch in seinem ersten Start der Karriere eindrucksvoll halten, als in den roten Throwback-Jerseys gegen Detroit ein 0-29 Shutout gelang. Zappe brachte dabei 17 von 21 Pässen für 188 Yards an den Mann, fand Jakobi Meyers für einen Touchdown und eine Interception, die jedoch nicht Zappes Fehler war, sondern Nelson Agholor durch die Finger rutschte. Die Hauptlast der Offense trug Rhamondre Stevenson mit 25 Läufen für 161 und zwei gefangenen Pässen für 14 Yards.

Das Momentum konnte man mitnehmen und zeigte in Woche 6 in Cleveland eine weitere dominante Leistung, in der Zappe erstmals mehr aufscheinen ließ, als “nur” ein guter Game Manager zu sein: Er warf für 309 Yards und 2 Touchdowns, Stevenson fand außerdem zweimal zu Fuß in die Endzone und Rookie-Receiver Tyquan Thornton kam das erste mal zum Einsatz und konnte jeweils einmal durch die Luft und über den Boden Punkte aufs Scoreboard bringen.

Plötzlich gab es also eine Quarterback-Kontroverse, die hauptsächlich außerhalb der Franchise und der Fanbase geführt wurde, als Mac Jones gegen die Chicago Bears zum Monday-Night-Game wieder spielbereit war. Die Rückkehr dauerte allerdings nur drei Drives lang, bis er wieder von Zappe ersetzt wurde. Die Offensive kam nach ein paar guten Drives jedoch schnell aus dem Rhythmus und das Team verlor überraschend mit 33-14.

Nach zwei aufeinanderfolgenden Siegen bei den Jets (22:17) und gegen die Colts (3:26), bei denen Mac Jones solide Leistungen zeigte, ging es in Woche 10 schließlich mit einem Record von 5-4 in die wohlverdiente Bye-Week. Die Hoffnungen, dass in der spielfreien Woche notwendige Anpassungen in der Offensive umgesetzt werden könnten, wurden leider nicht bewahrheitet.

In Woche 11 waren die Jets zu Gast und nur durch einen Punt-Return Touchdown 5 Sekunden vor Schluss durch Marcus Jones, konnte dieses an Highlights arme Spiel knapp mit 10-3 gewonnen und die Siegesserie gegen die Jets ausgebaut werden.

Als nächstes ging es am Thanksgiving-Wochenende zu den Vikings. Dabei gelang Mac Jones auch mit 382 Pass-Yards sein bisheriger Karrierehöchstwert, allerdings ging der Shootout erstmals in 22 Jahren mit 26-33 verloren.

Das Momentum, das zumindest die Offensive aus diesem Spiel hätte mitnehmen können, endete jäh mit einer 24-10 Niederlage in Buffalo. Insgesamt gelangen in den 6 Spielen nach der Bye Week nur 8 offensive Touchdowns. Das Matchup bei den Cardinals in Woche 14 war besonders von Verletzungen geprägt, so riss sich Kyler Murray im dritten Spielzug der Partie das Kreuzband und später mussten auch Rhamondre Stevenson, DeVante Parker und Jack Jones vom Feld. 

Das Spiel gewannen die Patriots scheinbar souverän mit 27-13, jedoch fanden die Cardinals nach dem Ausfall ihres Franchise-Quarterbacks keinen wirklichen Zugang mehr zum Spiel. Durch Stevensons Verletzung fehlte auch auf Seiten New Englands ein wichtiger Spielmacher, dies wurde jedoch durch die Rookie-Running Backs Kevin Harris und Pierre Strong aufgefangen, die beide erstmals in ihrer Profi-Karriere die Endzone fanden. Außerdem gelang auch Linebacker Raekwon McMillan sein erster NFL-Touchdown, nachdem er einen Fumble von DeAndre Hopkins zurücktragen konnte.

Das große Highlight der Saison war die Partie in Las Vegas - schließlich traf mit Josh McDaniels unser ehemaliger und langjähriger Offensive-Coordinator erstmals als Head Coach der Raiders auf sein altes Team. Im Vorfeld des Spiels haben wir dem Raiders-Podcast und Blog Locofootball ein Interview gegeben, das ihr hier nachlesen könnt.

Zunächst begannen die Raiders dominant und führten zur Halbzeit mit 17-3. Nach einem Pick Six von Derek Carr an Kyle Dugger drehte sich aber das Momentum und die Patriots erzielten 21 Punkte am Stück. Mit noch 32 Sekunden auf der Uhr gelang Keenan Cole ein kontroverser Touchdown, der das Spiel 24:24 ausglich, wobei fraglich war, ob er nicht mit der Fußspitze die Endzone verlassen hatte. Der Videobeweis lieferte den Schiedsrichtern jedoch nicht genügend Argumente um die Entscheidung zu revidieren und kurze Zeit später stand New England mit einem 3rd and 10 und 3 Sekunden an der eigenen 45 Yard-Linie.

Was nun geschah, ging als “lunatic lateral” in die NFL-Geschichte ein: Mac Jones gab den Ball in einem Draw-Play an Stevenson, vermeintlich um die Uhr auslaufen zu lassen und in die Verlängerung zu gehen. Dieser Lauf hatte zunächst Erfolg, aber als unser ehemaliger Safety Duron Harmon sich näherte, pitchte Stevenson den Ball von der 32 zurück auf Jakoby Meyers, der an der 40-Yard Linie der Raiders den Ball in Richtung von Mac Jones in der Mitte des Feldes warf. Dieser lateral-Pass wurde allerdings von Chandler Jones - auch ein ehemaliger Patriot - abgefangen und mit auslaufender Uhr zum Game-Winning-Touchdown für Las Vegas.

Bemerkenswert ist auch, dass New England fast auf den Tag genau 4 Jahre zuvor im sogenannten “Miami miracle” das Spiel verloren hatte, als den Dolphins ein ähnliches Hook-and-Ladder-Manöver gelang. Nach der ersten Niederlage gegen die Raiders in 20 Jahren stand das Team nun außerhalb der Playoffs, aber noch mit guten Chancen auf ein Weiterkommen, wenn man die nächsten Spiele gewinnen würde.

Am ersten Weihnachtsfeiertag unterlag das Team jedoch knapp den Bengals mit 22-18. Dabei misslang ein respektabler Comeback-Versuch, nachdem man 0-22 zurückgelegen hatte, aber als es so aussah, als wäre man spät im vierten Quarter auf dem Weg zum Game-Winning-Touchdown, fumbelte Stevenson den Ball kurz vor der Endzone und die Aufholjagd war abgeblasen. 

Das erste Mal seit Woche 7 stand man nun mit einem negativen Record da, dies konnte jedoch mit einem weiteren knappen 21-23 Heimsieg gegen Miami wieder ausgeglichen werden.

Vor dem letzten Saisonspiel hatten die Patriots die Playoffs also in der eigenen Hand - zwar hatten noch die Dolphins und die Steelers Chancen auf den letzten Wildcard-Platz in der AFC, mit einem Sieg bei den Bills ginge der jedoch definitiv nach Foxborough. Nachdem beide Teams in einem ausgeglichenen Spiel mit 14:14 in die Halbzeit gingen, dominierten die Bills jedoch das dritte Viertel und gewannen schließlich souverän mit 35:23 und die Dolphins zogen die letzte Wildcard.

So beendete das Team das zweite Mal in drei Jahren die Saison ohne Playoff-Teilnahme und mit einem losing-Record, allerdings hatte man das nicht im letzten Spiel, sondern in den knappen und teilweise skurrilen Niederlagen in den Wochen zuvor verloren. Mit 8-9 wurde das untere Ende dessen, was die meisten Fans vor der Saison erwartet hatten, erreicht.

Die Draft-Class hat sich erstaunlich gut in diesem Jahr entwickelt und die Defense konnte sich auf einem hervorragenden Niveau präsentieren. Große Schwächen zeigten sich auf der offensiven Seite des Balls, deshalb hat man sich von Matt Patricia und Joe Judge getrennt und mit Bill O’Brien kehrt auch ein erfahrener und erfolgreicher OC zur nächsten Saison zurück. Was sich sonst in Free Agency, Draft und Saisonvorbereitung tut, getan hat und tun sollte, erfahrt ihr hier in den nächsten Wochen.

 

Einleitungsbild/Beitragsbild "Gilette Stadium in Foxborough - Foto: Mike Reiss, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

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